Kapazitäten ausgeschöpft: Schülern aus Oberhavel droht Pendlerstress

21.06.2019, 12:08 Uhr
Handlungsbedarf: Nicht jedem Kind kann nach der 6. Klasse ein Schulplatz in Wohnortnähe garantiert werden, Foto: Christian Howe
Handlungsbedarf: Nicht jedem Kind kann nach der 6. Klasse ein Schulplatz in Wohnortnähe garantiert werden, Foto: Christian Howe

Der Fall Rico Manke beschäftigt derzeit Politik und Behörden. Für den Schüler aus Glienicke steht nach Abschluss der 6. Klasse der Wechsel auf die weiterführende Schule an. Das Problem: Weder der Erst- noch der Zweitwunsch konnte dem Zwölfjährigen erfüllt werden.

Die Kapazitäten an den passenden wohnortnahen Schulen in Mühlenbeck und in Birkenwerder sind voll ausgeschöpft. Doch trotz Widerspruchs der Eltern beim staatlichen Schulamt in Neuruppin, wird Rico ab August wohl die Oberschule in Hennigsdorf besuchen müssen. Damit verbunden, ein langer und umständlicher Schulweg mit dem ÖPNV. Kein Einzelfall, wie sich nun herausstellt.

Nicole Walter-Mundt, CDU-Fraktionschefin im Kreistag Oberhavel, hat sich dem Thema angenommen und derweil eine Anfrage an die Kreisverwaltung gerichtet. Das Antwortschreiben aus dem Bildungsdezernat, dass sie am Donnerstagabend den Betroffenen im Beisein von Jan Alexy dem Vorsitzenden des Kreisschulbeirates vorlas, gab jedoch wenig Mut zur Hoffnung. Denn die Hebel hält hier vor allem das staatliche Schulamt in Neuruppin in den Händen und das blockt derweil ab, lässt Widersprüche im Sande verlaufen und teilt auf Anfragen lediglich mit, dass die Schulwege für die Kinder doch zumutbar seien. Das Thema Schulwege hat vor einigen Monaten bereits zu heftigen Debatten im Kreistag Oberhavel geführt. Denn der Landesgesetzgeber findet 90 Minuten pro Wegstecken okay. Solche „Ausflüchte“ will die CDU Abgeordnete Nicole Walter-Mundt jedoch nicht länger hinnehmen.


Nicole Walter-Mundt sagt: „Wenn wir derzeit nicht allen Kindern aus Oberhavel einen Schulplatz in Wohnortnähe garantieren können, dann müssen wir eben den ÖPNV so ertüchtigen, dass die Schulwege zumutbar sind. 45 Minuten pro Wegstrecke halte ich gerade noch für vertretbar. Alles darüber hinaus geht meines Erachtens am Kindeswohl vorbei. Hier werden wir wohl politisch ansetzen und den Schülerverkehr vom Pendlerverkehr wieder trennen müssen. Genauso sollten wir nun auch zügig die Planungen für eine neue weiterführende Schule im Südkreis forcieren. Eine Gesamtschule in Velten halte ich weiterhin für die beste Lösung, um den wachsenden Schülerzahlen vor Ort gerecht zu werden.“ Das seien jedoch mittelfristige Ansätze, so Nicole Walter-Mundt. „Kurzfristig appelliere ich an die Verantwortlichen im Schulamt Neuruppin die Beschwerden und Widersprüche der Eltern aus Oberhavel schnellstmöglich zu bearbeiten, sich beim Thema flexibel zu zeigen und eine zumutbare, wohnortnahe Lösung im Sinne der betroffenen Kinder zu finden.“

Am Montagvormittag planen betroffene Eltern sowie der Vorsitzende des Kreisschulbeirates Jan Alexy und die CDU Abgeordnete Nicole Walter-Mundt eine kleine Aktion. Sie wollen den künftigen Schulweg von Rico mal selber abfahren und dokumentieren. Gestartet wird um 7.00 Uhr in der Margaretenstraße 22 in Glienicke. Um 7.14 Uhr möchte man dann den Bus 809 Richtung Hennigsdorf zur Albert Schweizer Oberschule nehmen. Wir laden Sie herzlich dazu ein, diese Aktion mit zu begleiten!

aktualisiert von Christian Howe, 07.10.2022, 22:04 Uhr